Impuls zur Veränderung
Impuls zur Veränderung – Luftgewehr- und Kleinkaliber Nationalkaderschützin Olivia Hofmann (28) über ihre ganz persönlichen Trainingserfahrungen im Zuge des Lockdowns und was sie Hobbysportlern bei einem Motivationstief empfiehlt.
Wenn man mit der Luftgewehr- und Kleinkaliberschützin Olivia Hofmann spricht, bekommt man als Zuhörer schnell den Eindruck, mit einer sehr erfahrenen und gleichzeitig bodenständigen Sportlerin zu sprechen. Bereits mit 13 Jahren hatte sie zum ersten Mal ein Luftgewehr in der Hand, als eine Schulfreundin sie einfach einmal zum Schießen in die Schützengilde Hötting mitnahm. Seitdem ist Olivia dem Sportschießen treu geblieben und kann mittlerweile stattliche Erfolge vorweisen – unter anderem einen 5. Platz im Sportgewehr Dreistellungskampf auf 50m bei der Olympiade in Rio 2016. Wir wollten von ihr wissen, was sich für sie seit dem zweiten Lockdown im Training verändert hat und Olivia bringt sie es in ihrer Antwort gleich auf den Punkt:
„Für mich hat sich im Grunde nicht viel verändert. Während des ersten Lockdown, als das Betreten von Sportstätten für sämtliche Leistungssportler über fünf Wochen hinweg untersagt war, war es für mich wesentlich schwieriger, mit der Situation zurecht zu kommen. Das ist jetzt besser.
Was aber sehr fehlt, ist der Austausch mit den anderen Schützenkollegen, die man zum Teil bereits seit 10 oder mehr Jahren kennt. Natürlich fehlt auch das Wettkampftraining. Der Herbst ist üblicherweise eine Zeit, in der sehr viele wichtige Bewerbe stattfinden, die eine optimale mentale und technische Vorbereitung für die Wettkämpfe zu Beginn des kommenden Jahres sind, wie zum Beispiel die nationale Qualifikation für die Europameisterschaften und natürlich die Europameisterschaften selbst als Möglichkeit, einen weiteren Quotenplatz für die olympischen Spiele zu erreichen.“
Gibt es derzeit durch die geänderte Trainingssituation auch positive Aspekte, die du für dich verbuchen kannst und an die du so zu Beginn des Lockdowns vielleicht gar nicht gedacht hättest?
„Grundsätzlich ist mein Training das gleiche geblieben. Man könnte sagen – Training ist bei uns Saisonplanung und so ist das Einzige, was im Moment fehlt, ein konkreter Ankerpunkt in Form eines Wettkampfes. Diese liegen derzeit eher in weiterer Ferne bzw. herrscht einfach Unsicherheit unter den Schützen, wie und vor allem wann es weitergehen kann.“
Das führt gleich zur nächsten Frage – welche Wettkämpfe sind vom jetzigen Lockdown betroffen und wie geht es ab Jänner 2021 weiter?
„Die nationale Qualifikation zur Europameisterschaft im Jänner in Innsbruck steht derzeit noch. Alles andere ist nach heutigem Stand bis dorthin abgesagt – zwar noch nicht offiziell, aber in internen Kreisen ist das schon fix. Die Europameisterschaften im Februar in Finnland halte ich in der Durchführung für realistisch.“
Was sind deine wichtigsten Ziele für das kommende Jahr?
„Natürlich wäre die Erreichung eines Quotenplatzes für die Olympiade in Tokio ein absoluter Traum. Den Rest lasse ich auf mich zukommen – auch deshalb, weil einfach noch so viel Unklarheit darüber herrscht, welche Bewerbe denn nun tatsächlich stattfinden werden.“
Wie bereitest du dich mental und körperlich auf größere Wettkämpfe vor?
„Grundsätzlich ist meine Vorbereitung immer die gleiche. Und zwar deshalb, weil im Grunde auch jeder Wettkampf gleich abläuft. Natürlich macht es einen Unterschied, ob ich bei der Bezirksmeisterschaft in Innsbruck, oder bei den Europameisterschaften in Finnland schieße. Trotzdem versuche ich, immer mit der gleichen Haltung an die Bewerbe heranzugehen. Das hilft mir, ruhig zu bleiben, einen kühlen Kopf zu bewahren und vor allem, meine Leistung in technischer Sicht abrufen zu können.“
Hattest du in deiner Karriere einmal eine längere Sportpause und wie bist du währenddessen und nach dem Wiedereinstieg damit umgegangen?
„Nach der Olympiade in Rio im August 2016 habe ich direkt die Staatsmeisterschaften zu Hause geschossen. Das war wirklich sehr knapp nach diesem großen Ereignis und ich habe einfach gemerkt, wie ausgelaugt ich war. Ich habe dann noch an Wettkämpfen der deutschen Bundesliga teilgenommen und am Weltcup – Finale. Dann war erstmal Schluss und das war auch dringend notwendig. Wenn man zwei Jahre lang nahezu durchgehend trainiert, packt das der Kopf irgendwann einmal nicht mehr und dem muss man dann einfach Rechnung tragen. Man muss auch als junger Mensch lernen, auf seinen Körper früh genug zu hören.“
Wie hältst du in Zeiten wie diesen deine persönliche Motivation für das tägliche Training aufrecht?
„Ich nutze diese Phase als Impuls, um Dinge in meinem Training zu verändern. Nichts Großes, aber man kann sich jetzt die Zeit nehmen, um an den kleinen Dingen zu feilen. Oft ist man so gefangen in der Vorbereitung auf den nächsten Bewerb, dass man sich einfach nicht die Zeit nimmt, um Fehler auszumerzen. Das macht sich mit der Zeit auch bemerkbar und daher nutze ich diese Trainings jetzt einfach, um weiter an meiner Technik zu arbeiten. Und natürlich sind wir alle sehr froh, dass wir nach wie vor im Olympiazentrum in Innsbruck unser Kraft-/Ausdauertraining absolvieren können.“
Was würdest du anderen Hobbysportlern empfehlen, die während des Lockdowns nicht oder nur sehr reduziert trainieren können?
„Grundsätzlich halte ich es einfach für enorm wichtig, immer wieder neue Trainingsreize zu setzen. Wenn ich nicht wie gewohnt ins Fitnessstudio gehen kann – na dann setze ich mich eben aufs Fahrrad, gehe laufen oder probiere etwas anderes aus, das ich bis jetzt noch nie gemacht habe. Es gibt so viele Optionen, auch online. Man muss es einfach ausprobieren und so dem Körper die Möglichkeit geben, sich durch neue Impulse von außen in seiner Leistung weiter zu entwickeln. So etwas ist auch und gerade im Lockdown möglich, weil man hier weniger Ablenkung von außen hat und sich mehr auf sich selbst konzentrieren kann. Davon profitiert jeder Sportler, gleichgültig ob im Spitzensport oder auf Freizeitniveau.“