Olympia in Paris

Mit gesamt fünf Startern des Österreichischen Schützenbundes wurde in diesem Jahr eine auch im internationalen Vergleich hohe Anzahl an AthletInnen zu den 33. Olympischen Spielen in Paris entsendet. Martin Strempfl (STMK) und Nadine Ungerank (SG Zell am Ziller) waren dabei für die gleich zu Beginn durchgeführten Luftgewehr Mixed Team Bewerbe nominiert. In den Einzelwertungen mit dem Luftgewehr konnte sich neben Strempfl und Ungerank auch Alexander Schmirl (NÖ) qualifizieren. Die Salzburgerin Sylvia Steiner hatte Startplätze in den Disziplinen Luftpistole und 25m Pistole sicher und im 3×20 Dreistellungskampf mit dem Kleinkalibergewehr auf die 50m Distanz sollten Andreas Thum (SG Fügenberg), Nadine Ungerank und Alexander Schmirl um den Einzug in das Finale kämpfen.

Insgesamt wurden für Österreich 80 AthletInnen entsendet, davon 43 Männer und 37 Frauen, die gesamt in 26 Disziplinen an den Start gehen werden.

Am Samstag wurden in Paris die Mixed Teambewerbe mit dem Luftgewehr ausgetragen. Zusätzlich ging die Salzburgerin Sylvia Steiner im Qualifikationsbewerb der Frauen mit der Luftpistole an den Start.

Martin Strempfl (STMK) und die Zillertalerin Nadine Ungerank vertraten Österreich dabei in der Disziplin Mixed Team mit dem Luftgewehr. Insgesamt gingen 28 Teams aus 19 Nationen in Chateauroux an den Start. Nadine Ungerank brachte final 312,3 Ringe auf die Scheibe und der Steirer Martin Strempfl konnte mit 313,2 Ringen zu einem Gesamtergebnis von 625,5 Ringen beitragen, das den beiden schließlich den 15. Gesamtrang einbrachte.

Nadine Ungerank und Martin Strempfl

Die erste Goldmedaille dieser Spiele ging an das Duo von China das sich gegen Korea mit 16 zu 12 durchsetze. Im Kampf um Bronze ließ Kasachstan dem deutschen Team keine Chance ließ und 17 zu 5 siegte.

Sylvia Steiner bestritt als Nummer zwei der aktuellen Weltrangliste im Einzelbewerb der Frauen mit der Luftpistole ihren ersten Wettkampf in Paris. Leider konnte Steiner ihre starke Form nicht abrufen und musste sich mit dem für sie nicht zufrieden stellenden 27. Rang abfinden. Im Finale setzte sich die Koreanerin Oh Ye Yin vor ihrer Landsfrau Kim Yeji durch. Die Bronzemedaille eroberte Manu Bhaker aus Indien.

Die Entscheidungen in den Luftgewehr-Einzeldisziplinen der Olympischen Spiele fanden am Sonntag an der Schießanlage in Chateauroux statt. Bei den Männern gingen für Österreich der Steirer Martin Strempfl, derzeit Führender in der Weltrangliste, sowie Alexander Schmirl (NÖ) an den Start. Schmirl hatte sich mit seinem WM-Titel im KK-Dreistellungskampf für die Olympischen Spiele qualifiziert und konnte heute mit einem Gesamtrang von 627,7 Ringen den 26. Platz unter 49 Startern erreichen. Für einen Einzug in das Finale der besten acht Schützen fehlten Schmirl 2,1 Ringe. Martin Strempfl, der sich aufgrund seiner vergangenen Leistungen in dieser Saison berechtigt Hoffnungen auf eine Medaille machte konnte wurde den Vorschusslorbeeren nicht gerecht werden und schloss den Bewerb mit 627,2 Ringen und dem enttäuschenden Rang 28 ab. Das beste Ergebnis in der Qualifikation erzielten Lihao Sheng (China) und Marcelo Julian Gutierrez (Argentinien) mit jeweils 631,7 Ringen.

Sheng holte sich mit einem souveränen Start – Ziel Sieg auch den Olympiasieg vor Victor Lingren (Schweden) und Miran Maricic (Kroatien).

Bei den Frauen ging Nadine Ungerank im Luftgewehr-Einzelbewerb für Österreich an den Start. Dabei konnte die Kleinkaliber – Spezialistin überraschen, wäre sie in der letzten Serie nicht abgefallen wäre sogar eine Platzierung in den Top 15 in Reichweite gewesen. Auf jeden Fall konnte sich Nadine durch ihre starken Leistungen im Mixedbewerb und im Luftgewehr – Einzelbewerb Selbstvertrauen für ihren Start im Kleinkaliber – Dreistellungskampf holen. Das Topergebnis in diesem Wettkampf erreichte die 16jährige Koreanerin Hyoijn Ban, die mit 634,5 Ringen einen neuen olympischen Rekord erzielen konnte.

Die Koreanerin holte sich in einem Herzschlagfinale auch den Olympiasieg. Sie setzte sich im Stechschuss um einen Zehntelring gegen die Chinesin Yuting Huang durch. Über die Bronzemedaille durfte die Schweizerin Audrey Gogniat jubeln.

Am Mittwoch wurde die Qualifikation im Kleinkaliber – Dreistellungskampf der Männer durchgeführt. Österreich ging dabei mit zwei Athleten an den Start, wobei vor allem der amtierende Weltmeister Alexander Schmirl sich berechtigte Medaillenchancen ausrechnen konnte. Ebenfalls mit einer Überraschung spekulierte Andreas Thum (SG Fügenberg). Leider hatten sich die Medaillenträume unserer beiden Starter bereits nach den Schüssen im Knieendanschlag erledigt. Andreas Thum musste der großen Nervosität bei seinen ersten Spielen Tribut zollen und startete mit einer 8. Nachdem er nach fünf Schüssen bereits vier Minusringe angesammelt hatte war eine Spitzenposition außer Reichweite. Der junge Tiroler konnte jedoch die Nervosität im Wettkampfverlauf ablegen und erreichte mit 580 Ringen noch ein respektables Ergebnis und beendete seinen ersten Olympiastart auf dem 35. Rang. Ebenso seine Schwierigkeiten hatte Schmirl im Knieendanschlag. 193 Ringe waren zuwenig um Anschluss zur Spitze zu halten. Im Liegendanschlag konnte Schmirl mit einer fast perfekten Vorstellung einige Plätze gutmachen, 193 Ringe im abschließenden Stehendanschlag waren jedoch zu wenig um in die Nähe der Finalplätze zu gelangen. Am Ende stand für ihn der ernüchternde 28. Rang zu Buche.

Andreas Thum

Der Sieg in der Königsdisziplin ging wieder einmal an China. Yukun Liu holte Gold vor Serhiy Kulis (Ukraine) und dem Inder Swapnil Kusale.

Am Donnerstag kam der große Tag für Nadine Ungerank, die Zillertalerin trat in ihrer stärksten Disziplin Kleinkaliber – Dreistellungskampf an. Dabei bewies sie, dass sie sich für die Spiele hervorragend vorbereitet hatte. Nadine begann im Knieendanschlag mit 197 Ringen und setzte sich damit in der Führungsriege fest. Im darauffolgend Liegendanschlag zeigte sie mit ebenfalls 197 Ringen eine solide Leistung und festigte den Rang unter den Top Ten. Jetzt kam mit dem Stehendschiessen der schwierigste Teil dieses Wettkampfs. Nadine begeisterte mit einer Topleistung, die ersten 8 Schuss landeten in der Zehn – sie beendete die erste Serie mit 99 Ringen! Die letzte Serie konnte sie mit 96 Ringen und einem Gesamtergebnis von 589 Ringen beenden. Jetzt begann das kurze Bangen um den Finaleinzug. Nach wenigen Minuten stand fest, Ungerank erreichte den siebten Rang und wird am kommenden Tag im Finale starten!

Trainer Hubert Bichler und Nadine Ungerank

Das Finale startete mit 15 Schüssen im Knieendanschlag, dabei zeigte sich Ungerank souverän. Vor dem Liegendanschlag lag sie mit der Schweizerin Chiara Leone mit 156,2 Ringen gleichauf in Führung. Beim Liegendanschlag hatte sie in der ersten Fünferserie Schwierigkeiten mit der Auflagematte und musste mit einem Score von 50,6 Ringen einige Konkurrentinnen vorbeiziehen lassen. Besser lief es in der zweiten Liegendserie und in den letzten fünf Schuss konnte sie mit 53,2 Ringen sogar das beste Resultat erzielen. Nach einer kurzen Umbaupause begann der Stehendanschlag. Nadine trotzte auch hier der Nervosität und schob sich in den beiden Fünferserien auf dem vierten Rang nach vorne. Nach dem ersten Einzelschuss lag sie sogar auf dem Bronzerang und eine Medaille schien zum Greifen nah! Der nächste Schuss landete leider aber in der 9,0 – wäre noch nicht schlimm gewesen, wenn ihre Konkurrentinnen Maddalena Sagen (USA) und Jeanette Hegg Duestad (Norwegen) nicht mit einer 10,8 und einer 10,6 gekontert hätten. Damit musste sich Nadine leider als tolle Fünfte vom Finale verabschieden. Den Olympiasieg holte sich am Ende unter großem Jubel die Schweizerin Chiara Leone vor Maddalena Sagen und Qiongyue Zhang (China). Ungerank gelang damit nicht nur das zweitbeste Resultat des gesamten österreichischen Olympiateams bisher, sondern gemeinsam mit Olivia Hofmann (SG Hötting) die beste Platzierung einer österreichischen Sportschützin bei Olympia.

Nadine präsentierte sich auch bei den anschließenden ORF – Interviews souverän und sympathisch und war eine tolle Werbung für den Schießsport! Wir sind unglaublich stolz nach Olivia Hofmann wieder eine so erfolgreiche Sportlerin im TLSB zu haben die uns bei Olympia zu gut vertreten hat!

Die Salzburgerin Sylvia Steiner trat als letzte ÖSB-Athletin in der Disziplin 25m Pistole für Österreich an. Als Nummer 10 der aktuellen Weltrangliste ging die Salzburgerin mit hohen Erwartungen in diesen Bewerb, welche letztendlich nicht ganz erfüllt werden konnten: mit 286 Ringen in der Präzision positionierte sich Steiner auf Platz 30 und konnte mit 295 Ringen im Schnellfeuer-Bewerb deutlich an Niveau zulegen – 581 Ringe brachten letztendlich Rang 17 unter 40 Teilnehmerinnen.

Obwohl mit Martin Strempfl, Alexander Schmirl und Sylvia Steiner drei der teilnehmenden, österreichischen Olympioniken die vorangehenden Erwartungen nicht erfüllen konnten, ist die Freude im ÖSB-Team über den Erfolg von Nadine Ungerank umso größer.

ORF – Beitrag Finale

ORF – Beitrag Finale 2

ORF – Beitrag Finale 3

ORF – Beitrag Finale 4

Bericht: Anna-Susanne Paar, Christian Kramer
Bilder: ÖSB